SR 4-1 "Spatz"





1. Fahrzeugvorstellung

Im Juni 1964 löste der Typ SR 4-1P (P=Pedaltrieb) das bis dahin produzierte Moped SR 2E ab. Dieser relativ kurz nach dem Produktionsbeginn der Schwalbe erfolgende Serienanlauf wurde durch die Übernahme bereits vorhandener Baugruppen des Rollers und des Mopeds SR 2E erleichtert. Es waren...

...vom Moped SR 2E ...

  • die Vordergabel mit den Federungselementen
  • das Triebwerk im Grundaufbau einschließlich Abgasanlage

...vom Kleinroller KR 50 ...

  • der Lenker einschließlich Amaturen
  • das reibungsgedämpfte Federbeine
  • der Scheinwerfer

...vom Kleinroller KR 51 ...

  • die Laufräder und Bremsen
  • der Hinterradantrieb
  • die Hinterradschwinge mit leicht geänderten Baumaßen
  • der Gepäckträger
  • Teile der Elektrik

Völlig neu geschaffen werden musste der Rohr-Prägerahmen mit Kippständer, die Schutzbleche, die Sitzbank, der Kraftstoffbehälter, das Scheinwerfergehäuse sowie die seitlichen Rahmenabdeckungen.

Da dieses Fahrwerk aus Typisierungsgründen auch den Belastungen des Soziusbetriebes standhalten sollte, mussten die Bauteile sehr robust ausgelegt und für den eigentlichen Solobetrieb überdimensioniert werden. Das kam aber der Lebensdauer dieses unverwüstlichen Mopedtyps zugute.

Den Fahrradcharakter hatte der "Spatz" völlig verloren. Durch die Kraftstoffbehälteranordnung wurde ein motorradähnliches Fahren ermöglicht. Der feststehende Scheinwerfer mit seinem Halter passte sich gut an den Kraftstoffbehälter an. Unter der verschließbaren Sitzbank waren die Luftpumpe, das Bordwerkzeug und der Glühlampenersatzkasten untergebracht.

Das im Grundaufbau vom SR 2E übernommene Triebwerk wurde in folgenden Details verändert:

  • Zylinderdeckel mit vergrößerten Kühlrippen und Gummilagerung als Motorbefestigung im Fahrwerk
  • Leitung von 1,8 auf 2,0 PS erhöht
  • Lichtmaschinendeckel mit integriertem Tachometerantriebswerk und Bremszughaltung
  • Vergaser mit 13mm Durchlaß und angeflanschter Schale mit Drosselklappe und Ansauggeräuschdämpferanschluss
  • Kettenkasten für den Anschluss der Kettenschläuche des Hinterradantriebes

Der Pedalstarter blieb in bewährter Ausführung erhalten. Die elektrische Anlage wurde gegenüber dem SR 2E modernisiert. Die Lichtleistung konnte so gesteigert werden, dass zusätzlich ein 18 W Bremslicht zu versorgen war. Dies war ein echter Gewinn für die Verkehrssicherheit, zumal ja die reichlich dimensionierten Bremstrommeln von 125 mm Durchmesser beachtliche Vorzögerungswerte ermöglichten. Der Stopplichtschalter war in der Hinterradnabe angeordnet. Da die 18 W Bremslichtspule des Zünders ja auch das Schlusslicht von 5 W versorgen musste, wurde eine Drosselspule vorgeschaltet. Dies bewirkt, dass beim Bestätigen der Hinterradbremse und Einschalten der Bremsleuchte das Schlusslicht verlöscht. Hierfür wurde vom Kraftfahrzeugtechnischen Amt (KTA) eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Das 6V Gleichstromsignalhorn speisten 4 Monozellen in einem Batteriebehälter, angeordnet hinter dem Triebwerk. Die Betätigung der Hinterradbremse erfolgte analog dem SR 2E erheblich, da die Hinterradschwinge mit gedämpften Federbeinen und die großvolumigen Reifen die Fahrbahnstöße besser schluckten und für eine gute Spurhaltung sorgten. Der Prägelenker paßte sich gut in das Gesamtbild des Fahrzeuges ein. So war aus dem Spatz ein recht sportliches Fahrzeug geworden, nur der Pedaltrieb als Fahrradrequisit passte nicht mehr so recht in das Konzept. Schon einen Monat nach dem SR 4-1P-Anlauf folgte so die Kickstarterausführung, das SR 4-1K. Die Kickstartereinrichtung des Motors wurde vom KR 50-Triebwerk übernommen. Das Fahrwerk, ausgestattet mit einem Fußbremshebel, hatte nun noch mehr Motorradcharakter erhalten.

Da der Hersteller des Spatz-Motors, das Büromaschinenwerk Sömmerda, aufgrund staatlicher Weisung die Motorenproduktion einstellen musste, kam dem Suhler Werk jetzt die vorausschauende Typisierung bei der Entwicklung des Schwalbe-Motors zugute. So konnte kurzfristig ein neuer SR 4-1-Motor, der M 52 KH in das eigene Produktionssortiment aufgenommen werden. Der fahrtwindgekühlte Motor besaß einen verrippten Graugusszylinder und eine Leistung von 2,3 PS bei 5200U/min. Das Drehmoment konnte im gesamten Bereich verbessert werden. Die Typenbezeichnung dieses ab 1968 produzierten Fahrzeuges war SR 4-1 SK. Eine Pedalausführung ging nicht in Serie, da die Käufer hierfür kaum noch Interesse zeigten. Ab diesem Zeitpunkt wurden in Suhl nur noch Mokicks und keine Mopeds mehr produziert. Vom Spatz in Pedalausführung liefen rund 30000 Stück vom Band (950,- Mark). Von der Ausführung mit Kickstarter wurden 122000 Stückt zum Preis von 1050,- Mark verkauft.

2. Technische Daten


Fahrzeug
SR 4-1 P (K)
SR 4-1 SK
SR 4-2
SR 4-2/1
SR 4-3
SR 4-4
Motor
Typ
Sö 4-1
M 52 KH
M 53 KF
M 53/1 KF
M 54 KF
M 54/11 KFL
Hubraum (cm³)
47,6
49,6
Hub / Bohrung
42 / 38
39,5 / 40
Verdichtung
7,5:1
8,5:1
9,5:1
Leistung (kW/PS)
1,5 / 2,0
1,7 / 2,3
2,5 / 3,4
2,5 / 3,4
3,4 / 4,6
2,5 / 3,4
- bei Drehzahl (U/min)
5200
5250
6500
5750
6750
5750
Max. Drehmoment (Nm)
3,5
3,6
3,8
4,5
4,8
4,5
- bei Drehzahl (U/min)
4200
3500
6000
5000
6000
5000
Schmierung
33:1
- Ölsorte
SAE 2T (sm)
Kühlung
Fahrtwind
Fahrtwind
Gebläse
Gebläse
Fahrtwind
Gebläse
Vergaser
NKJ 134-1
NKJ 134-3
NKJ 153-6
(16 N1-1)
16 N1-6
16 N1-3
16 N1-6
Luftfilter
Nassluftfilter
Trockenluftf.
Nassluftfilter
Kraftstoff
Benzin
Elektrische Anlage
Lichtmaschine
SLMZ 8306.8/1
SLMZ 8306.10
SLPZ 8307.3/2
-Leistung
6V 33W
6V 43W
-Abstand Unterbrecherkontakt
0,4 mm
Zündzeitpunkt (mm V. OT)
2,5
1,5
Zündkerze
M14-240
M14-260
-Elektrodenabstand
0,4 mm
Scheinwerfer (W)
15 / 15
25 / 25
Standlicht (W)
-
2
Tachobeleuchtung (W)
-
0,6
Leergangkontrolllampe (W)
-
2
Schlussleuchte (W)
5
Bremsleuchte (W)
18
Lenkerblinkleuchte (W)
18
Batterie
Trockenbatterie 4xR20 (1,5V)
Bleisammler 6V 4,5Ah
Ladeanlage
-
8871,1
Ladestrom (A)
0,4 - 0,7
Sicherung Ladestromkreis
-
F 1,0
Sicherung Gleichstromkreis
-
A 4
Kraftübertragung
Kupplung
Ölbadkupplung
Anzahl der Scheiben
3
4
4
4
5
4
Getriebebauart
Klauengetriebe
Ganganzahl
2
3
4
Übersetzung 1. Gang
3,50
4,00
Übersetzung 2. Gang
2,00
2,11
2,33 (2,42)
2,33
Übersetzung 3. Gang
-
1,45
1,67 (1,73)
1,67
Übersetzung 4. Gang
1,29
Primärantrieb
3,3
3,25
Sekundärantrieb
2,00 (17/34)
2,13 (16/34)
2,43 (14/34)
2,61 (13/34)
Antriebskette 12,7x5,21xGlieder
112
110
Getriebeölmenge (l)
0,35
0,5
Ölsorte
Getriebeöl SAE 80 oder Motoröl SAE 30-40
Fahrwerk
Bereifung
2,75-16R (alte Bezeichnung 20x2,75)
Innendruck v/h (bar)
Solo 1,75 / 2,00; Sozius 2,00 / 2,25
Bremsen (Bauart/mm)
Simplex/125
Federweg v/h (mm)
72/85
105/85
Dämpfung
hinten Reib.D.
Reibungsdämpfer
hydraulische Dämpfer
Tankinhalt (l)
8,5
9,5
-Reserve (l)
1,5
Kraftstoffverbrauch (l/100km)
2,2
2,1
2,8
2,6
2,8
2,6
Höchstgeschwindigkeit (km/h)
50
50
60
60
75
60
-mit Hänger (km/h)
40
Massen (kg)
Leermasse
68
68
73
74
78
78
Nutzmasse
112
112
187
186
182
182
zulässige Gesamtmasse
180
180
260
260
260
260
zulässige Anhängermasse
60



2.1 Gesamtlängen von Seilzügen und Wellen




Seilzug für
SR 4-1 P/K
SR 4-1 SK
-
Seil Ø [mm]
A [mm]
B±1 [mm]
Seil Ø [mm]
A [mm]
B±1 [mm]
Vergaser
1,6
820
42
1,6
820
42
Kupplung
2
1025
90
2
925
67
Handbremse
2
1217
131
2
1217
131
Fußbremse
2,5
502
163*
2,5
502
163*
Schaltung
1,6
1140
158
1,6
998
95
Tachowelle
700 mm
*) Funktionsmaß ohne Stellschraube


2.2 Stoßdämpfer

Da leider bei sehr vielen Händlern falsche Angabe zu den Stoßdämpfern zu finden sind, oder gar eine Größe für alle Fahrzeug und auch universell für Vorder- und Hinterrad verkauft werden, möchte ich mit dieser Liste das Chaos ein wenige entschärfen.

Fahrzeug
Vorderrad
Hinterrad
SR 4-1 (alle)
N/A
280 mm
SR 4-2 (alle)
310 mm
280 mm
SR 4-3
310 mm
340 mm
SR 4-4
310 mm
340 mm
KR 51 (alle)
310 mm
340 mm
Duo /3; /4; 4/1 und 4/2
310 mm
340 mm
Hinweis: Die Maße sind der Loch-zu-Loch Abstand.


3. Schaltplan

Schaltplan für SR 4-1 P/K und SK


4. Zulässige Umbauten

SR 4-1 P; SR 4-1 K und SR 4-1 SK:

  • Anbau eines bauartgeprüften Kindersitzes
  • Anbau einer bauartgeprüften Anhängerkupplung
  • Anbau eines Beinschutzbleches
  • Umbau der Fußbremsanlage auf außenliegenden Bremshebel
  • Anbau eines rechten Rückspiegels
  • Einbau Simson Motor M52 KH (nur SR 4-1 K)

Anmerkung: Übersetzungsänderungen an der Sekundärübersetzung sind nur dann zulässig, wenn dadurch eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit bei gleichzeitiger Erhöhung der Steigfähigkeit erreicht wird.

5. Anhängerbetrieb

Ausführliche Infos über die Heldrungen Anhänger findet ihr hier